01 Juli 2006

Widerstand gegen die neuen Badminton-Regeln

"Rallypoint" ist das neue Zauberwort

Auf neue Regeln müssen sich in der kommenden Saison die Badmintonsportler einstellen: Künftig wird nach der so genannten "Rallypoint"-Zählweise gespielt. Entschieden hat dies Anfang Mai die Mitgliederversammlung der International Badminton Federation (IBF), und der Deutsche Badminton-Verband (DBV) wird die Neuerung voraussichtlich zum 1. August in Kraft setzen.

Die wesentlichste Änderung besteht darin, dass nun für jeden gewonnenen Ballwechsel ein Zähler vergeben wird; bisher konnte nur der Spieler punkten, der auch im Besitz des Aufschlagsrechts war. Apropos Aufschlagrecht: Selbiges erhält der Spieler, der im vorangegangenen Ballwechsel gepunktet hat. Hinzu kommt: Mussten bisher 15 Punkte zum Satzgewinn erreicht werden, so wird fortan auf zwei Gewinnsätze bis 21 Punkte pro Satz gespielt. Dabei muss am Satzende mindestens ein Vorsprung von zwei Zählern zu Buche stehen. Ist das nicht der Fall, wird der Satz verlängert, und es gewinnt derjenige, der zuerst zwei Punkte Vorsprung hat. Definitiv Schluss ist bei 30 Zählern; beim Spielstand von 29:29 führt der nächste Punkt zum Satzgewinn. Knappstes mögliches Ergebnis ist ergo 30:29.
Von wo aufgeschlagen werden muss, ist natürlich auch geregelt. So hat der Aufschlag immer aus dem dem Spielstand entsprechenden Aufschlagfeld zu erfolgen - bei geradem Punktestand von rechts, bei ungeradem Punktestand von links. Im Doppel werden zusätzlich die Aufschlagfelder getauscht, wenn bei eigenem Aufschlag gepunktet wird. Wird bei gegnerischem Aufschlag ein Ballwechsel gewonnen, bleiben die Spieler in ihren Aufschlagfeldern. Hierdurch wird erreicht, dass immer beide Spieler einer Seite abwechselnd aufschlagen. Jeder Spieler ist also bei jedem zweiten Gewinn des Aufschlagrechts mit dem Auschlag an der Reihe und steht damit immer auch in dem Aufschlagfeld, das dem momentanen Punktestand entspricht.

Was sich die IBF von den Neuerungen verspricht, liegt auf der Hand: Es geht um eine Zeitverkürzung, die den Sport dank seiner damit besseren zeitlichen Planbarkeit für Fernsehübertragungen interessanter machen soll. Als Argument "pro Neuregelung" werden die Dutch Open angeführt, bei denen 2005 nach alten und 2006 im Rahmen einer Testphase nach neuen Regeln gespielt wurde. Hier ergab sich eine durchschnittliche Zeitersparnis von 34 Minuten pro Match. Aus den nationalen Verbänden regte sich bei der IBF-Mitgliederversammlung übrigens kaum Widerstand: Einzig England hätte die Testphase noch gern verlängert, der dänische Verband äußerte leise Skepsis an der neuen Satzdauer bis 21 Punkte.

Weitaus größere Bedenken haben hingegen die Vereine an der Basis. "Eigentlich macht die neue Zählweise den Badmintonsport kaputt", sagt Dirk Hamann, 1. Vorsitzender der Badmintonabteilung des TuS Neuenrade. "Unseren Sport", erläutert er, "macht es nun einmal aus, dass er sehr lange Ballwechsel hat - und genau das wird nun abnehmen, weil man wegen der neuen Regeln viel weniger taktieren kann." Aber: Vorbehaltlich der noch nicht endgültig vollzogenen Einführung der neuen Zählweise dürfte diese dennoch nicht zu verhindern sein. "Wir fangen gerade an, nach neuen Regeln zu trainieren", werden nicht nur Hamann und die Neuenrader in den sauren Apfel beißen müssen.

"Badminton soll Badminton bleiben!"

Nichtsdestotrotz bemüht sich eine von Markus Metz und Achim Busch vom BC Phoenix Bonn ins Leben gerufene Iniatiative, die alten Regeln beizubehalten. Ihre Kritik an den Neuerungen lautet unter anderem: Der Spielcharakter werde grundlegend verändert, für die Aktiven bleibe die Spannung auf der Strecke, und bis dato unterlegene, weil konditionsschwache Spieler seien nun im Vorteil. Noch vor dem Verbandstag am kommenden Samstag in Gera, der die Änderungen für Deutschland endgültig verabschieden muss, wollen die beiden Bonner den Verbandsoberen eine Unterschriftenliste überreichen. Getreu dem ausgegebenen Motto: "Badminton soll Badminton bleiben!"


Quelle: Der Westfälische Anzeiger - www.wa-online.de

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